Severin Renoldner: In der Demokratie auch zwischen schlechten Alternativen entscheiden!


Severin RenoldnerSeverin Renoldner, Leiter des Sozialreferats der Diözese Linz, hat uns einen Kommentar zum Thema „ungültig abstimmen“ zur Verfügung gestellt. Im diesem Blog gibt es bereits ein Video und einen längeren inhaltlichen Beitrag von ihm, in dem seine Position gegen die Wehrpflicht ausführlicher erläutert ist. 

Ungültige Stimmen werden in der Regel nicht gezählt.

(D.h. sie werden statistisch erhoben, aber vergesssen). Meine Erfahrung ist, dass es – vor vielen Abstimmungen – eine Illusion ist zu glauben, durch Enthaltung einen besonderen moralischen Effekt zu erzielen.

Wer weiß schon, dass SPÖ+ÖVP bei der letzten NR-Wahl zusammen nur knapp über 33 % gekommen sind (an absoluten Stimmen von allen Wahlberechtigten). DE FACTO HABEN SIE OPTISCH 55%!

So wird es auch hier sein: wer eine Stimme Mehrheit hat, wird sich als Sieger fühlen und bestärkt sehen. D.h. das jetzige  Heer wird unreformiert bleiben, falls es erwartungsgemäß ausgeht.

Ich stimme sicher gegen die Wehrpflicht – alle 18jährigen mit der Waffe auszubilden ist entsetzlich. Ein Berufsheer haben wir auch so schon. Man kann in der Demokratie nicht immer dritte und vierte Alternativen diktieren und muss sich auch zwischen – schlechten – Zweier-Alternativen entscheiden.

2 Kommentare zu “Severin Renoldner: In der Demokratie auch zwischen schlechten Alternativen entscheiden!

  1. Stephan Haigermoser sagt:

    Ich bin wirklich froh, dass Severin Renoldner zur Klarheit sehr beträgt.

    Bei aller Kritik an den Rahmenerscheinungen und parteipolitischen Absichten, die bei dieser Volksbefragung mitklingen mögen:
    Es ist nicht egal, ob man unsere männlichen Jugendlichen mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter zu irgendeinem Zwangsdienst schickt! Es ist eine Verletzung ihrer menschlichen Würde und der Schaden für ein lebendige funktionierende Zivilgesellschaft enorm! Und daher abzuschaffen.

    Alle anderen Themen, die da noch diskutiert werden, sind weitgehend Ablenkungsmanöver.
    Setzen wir uns als Kirche, als KA, als KJ (oder als was auch immer), endlich einmal für die Rechte und Würde der Schwachen unserer Gesellschaft – dazu gehören die Jugendlichen – ohne Wenn und Aber ein!

  2. andreame sagt:

    Lieber Stephan, ich kann Deine Argumentation gut verstehen. Ich selbst würde auch am liebsten gegen Zwangsdienste abstimmen und stattdessen viel lieber Verbesserungen bei freiwilligen sozialen Diensten haben. Katastrophenschutz und soziale Versorgung ist sowieso anders besser organisiert. Es gibt aber schon durchaus erwägenswerte Bedenken, denn eine Stimme gegen die Wehrpflicht ist im konkreten Fall eine Stimme für das Berufsheer. Bei einem Berufsheer ist die Einbindung in agressive militärische Strukturen viel einfacher, Hannes Androsch wünscht sich österreichische SoldatInnen in Afghanistan. Ich will auf keinen Fall, dass in meinem Namen Kriege geführt werden und dafür scheint mir die Variante Berufsheer geeigneter. Ich möchte in einem neutralen Land leben, dass sich in internationalen Beziehungen für friedliche und gerechte Lösungen stark macht und z.B. vermittelnd und konfliktpräventiv tätig ist. In diesem Sinne könnte durchaus auch die Entscheidung für das „kleinere Übel“ Wehrpflicht eine Stimme „für die Rechte und Würde der Schwachen“ – um Dich zu zitieren – im internationalen Kontext sein. Das Dilemma ist, dass so eine friedenspolitische Orientierung nicht am Abstimmungszettel stehen wird.

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